Sitten und Gebräuche im Frühling

HERINGSSCHMAUS im Gasthof zum "Goldenen Löwen" am Aschermittwoch - Ausklang des Faschings!

Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Während früher die ganze Fastenzeit über streng gefastet wurde, sind heute nur noch der Aschermittwoch und der Karfreitag strenge Fasttage, wo das Kirchenrecht den Verzicht auf Fleischspeisen und nur eine Sättigung am Tag vorschreibt. Um den Übergang in die Fastenzeit zu erleichtern, genießt man in unseren Breiten noch schnell den Heringsschmaus am Aschermittwoch - der im Gasthof zum "Goldenen Löwen" an diesem Tag frei ist.
Der Aschermittwoch ist bis heute ein Ausgehtag, um diese Köstlichkeiten bei Freunden oder in Gasthäusern genießen zu können. Seinen Namen erhielt er, weil Asche der Palmen vom Palmsonntag des vergangenen Jahres, am Aschermittwoch geweiht, und den Gläubigen auf Stirn od. Scheitel vom Priester gestreut (oder vom Diakon gezeichnet) wird. Dabei spricht der Priester: “Gedenk o Mensch, du bist Staub, und zum Staube kehrest du zurück“. Der Priester erinnert die Gläubigen damit, dass nun die 40 Tage der Buße und Verzichts gekommen sind und der Mensch sich auf Ostern (höchstes christliches Fest) mit Körper und Seele vorbereiten soll!

 

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FAHNENTRAGEN an den Sonntagen in der Fastenzeit - ein alter Märzbrauch, einmalig in Österreich!

2. April 1944 - mit den Vorratschern Kleppenhofer und Hiller:

von rechts nach links: Josef Kleppenhofer, Josef Bednar, Josef Hiller, Josef Ebner, Franz Führing, Alois Stohl, Josef Bischinger, Alois Gugl, Leopold Ulram - verdeckt: Johann Föderler, Alois Haslinger, Lambert Gehring, Alois Sulz (vielen Dank an Fam. Josef Bednar für die Nachforschungen)

In den 1980er Jahren:

  Auszug aus einem Bericht aus "Die NÖ Wirtschaft":
Wer jetzt an einem Märzsonntag den kleinen Weinviertler Ort Patzmannsdorf (Gemeinde Stronsdorf) besucht, wird ein seltsames Schauspiel erleben. Entlang der zwei parallel verlaufenden Hauptstraßen, hier „Zeilen" genannt, marschieren zwischen 13 und 14 Uhr Buben in Zweierreihen. Und jeder von ihnen trägt eine rot-weiße Fahne. Sie sprechen nicht, singen nicht, halten nicht an. Sie wandern schweigend bis zum Ende des ein Kilometer langen Weges. Dort werden die Fahnen abgestellt, die Gruppe löst sich auf und die Buben gehen gemeinsam zur Kreuzwegandacht. Manchmal folgt dem Gebet ein Versteck- und Geländespiel im Freien. Früher jedenfalls, vor dreißig, vierzig Jahren, als noch an die 50 Buben durch den Ort zogen, gab das immer viel Lärm, heuer marschieren in jeder Zeile bis zu 10 Jungen; der Nachwuchsmangel unter den Dorfkindern macht sich auch hier bemerkbar.

Das „Fahnentragen" finden die Patzmannsdorfer Buben -und deren Väter - sei Männersache (weshalb Mädchen nur zuschauen dürfen, zumal nur solche Buben zum Osterrazschen zugelassen werden, die an den sechs Sonntagen auch mit der Fahne marschiert sind. „Kommandant" der zweigeteilten Gruppe, denn jeder Fahnenträger geht nur auf der Seite, wo er wohnt, ist der Vorratscher. Als Ältester schaut er darauf, daß die Jungen pünktlich zum Sammelplatz außerhalb des Dorfes an der Kreuzung Groß-Harras - Stronsdorf - Patzrnlhal kommen, daß sie ordentlich (im Sonntagsgewand) gekleidet sind, im Gleichschritt marschieren und ihre Fahnen auch kerzengerade tragen. Diese sind aus gewöhnlichem Fahnentuch und an rot-weiß umwundenen Haselnußstangen befestigt. Es gibt keine Zierspitzen oder Fransen. Es finden sich auch keine Schärpen, wie das bei Fahnenträgern Manchmal der Fall ist. Nur der Voratscher, der an der Spitze marschiert und leise seine „Befehle" erteilt, hat ein kleines Stöckchen.
Man wird „Fahnenträger", sobald man die Schule besucht, also mit sechs Jahren, und bleibt es bis zum Austritt. Ältere Jungen nehmen an diesem Brauch - und das ist charakteristisch - nicht mehr teil.
Generationen junger Patzmannsdorfer zwischen 6 und 15 Jahren haben das „Fahnentragen" gepflegt. „Schon mein Großvater, als er noch a Bua war, is mit unserer Fahn' gangen", erinnert sich Alois Haslinger, Landwirt, dem der Verfasser die meisten dieser Informationen verdankt. „Leider wissen wir nicht, woher der Brauch kommt und was er bedeutet. Hat er etwas mit dem Ratschengehen zu tun? Warum gibt es ihn dann nicht auch in anderen Orten?"
In der Tat ist das „Fahnentragen" in Patzmannsdorf, wo übrigens auch noch der laubbekränzte „Pfingstkönig" durch die Dorfstraßen zieht, einmalig in ganz Österreich.

Man muß die Märzheiligen und ihre Stellung im Volksbrauch studieren, um zur richtigem Interpretalion zu kommen. Da findet sich am 12. März der schon erwähnte Tag des heiligen Gregor. Gregorius der I., auch der Große genannt (540-604), galt schon Im Mittelalter als Patron der Schüler und Lehrer. Sie waren es auch, die ihn bis ins 19. Jahrhundert mit „Gregoriumgängen", dem „Gregorisingen" am „Fähnleinstag" feierten. 1905 berichtete die „Deutsche Volkskunde aus dem östlichen Böhmen", daß im Steckener Bezirk die Knaben mit einer Papierfahne durch die Ortschaften marschierten. Eine Seite der Fahne trug auf weißem Grund das Bild des heiligen Gregor, während die andere einfach weiß-rot gehalten war! Auch ein Kampfspiel zwischen Sommer und Winter am Gregoriustag wird immer wieder erwähnt. Es liegt also nahe, das Fahnentragen der Patzmannsdorfer Buben als Schülerbrauch zu Ehren des heiligen Gregor anzusehen, zumindest in seinem Ursprung. Ein deutlicher Hinweis dafür ist vor allem die rot-weiße Farbe der Fahnen, die örtlich als Wappenfahne einer einstigen Grundherrschaft nirgends einzuordnen ist und auch mit dem österreichischen Rot-Weiß-Rot nichts zu tun hat. Das früher geübte „Versteck- und Geländespiel" könnte, obwohl unterbrochen von einer kirchlichen Andacht, das zu einem Bubenspaß gewandelte Sommer- und Winter-Spiel sein, denn von ähnlichem Treiben der Ortsjungen an anderen Tagen im Jahr wird nichts berichtet.

Leider gibt es keinerlei Aufzeichnungen, wie und wieso dieses „Fähnleintragen" ausgerechnet nach Patzmannsdorf gekommen ist. Waren es Zugewanderte, die, wie im Falle des „Pfingstkönigs", den Brauch hier einführten, oder trug man einst auch in anderen umliegenden Dörfern am 12. März rot-weiße Fahnen zu Ehren des Schüler- und Lehrer-Patrons durch den Ort? (Auszug aus einem Bericht aus "Die niederösterreichische Wirtschaft" vom 12. März 1993 von K. M. Kisler)

 

Seit einigen Jahren werden aber auch immer mehr Mädchen gesehen, die auf der "Zäu" mit den Fahnen und später auch in der Karwoche mit den Ratschen unterwegs sind.


 

Informationen zum
Ablauf usw. gibts
jedes Jahr beim
aktuellen Vorratscher.

 

 

 

 

 

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RATSCHEN


... in den 1980er Jahren

Wenn die Glocken vom Gründonnerstag [grunen, greinen:weinen] bis zur Auferstehung am Karsamstag "nach Rom geflogen sind um geweiht zu werden", haben die Ratscher ihre wichtige Zeit, wenn sie zur Gebetsstunde durch den Ort ziehen. Als kleines Dankeschön gibt es von der Ortsbevölkerung entweder Geld oder Torten. Früher war es für jeden Vorratscher wichtig mehr Ratschertorten zu bekommen als die anderen - vor allem mehr als die Vorratscher der anderen "Zäu".

Karfreitag [Kara, chara:Trauer, Wehklage]

6:00: Wir ratschen Ave Maria.

12:00: Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß, den jeder Christ beten muß.
Fallet nieder auf eure Knie und betet einen Vater Unser und drei Ave Maria.

15:00: Um drei Uhr starb der Herr zur Sühne unserer Sünden, kommt Christen alle her und hört was wir verkünden. Zur Kirche eilen wir und danken ihm dafür, dass er für uns gestorben und uns das Heil erworben.

18:00: Wir rufen alle Männer, in der Karfreitagsnacht, als Beter und Bekenner, zur stillen Grabeswacht.

Anschließend (18:30): Wir ratschen zaum zum Gottesdienst!

 

 

Karsamstag [Auferstehung]

6:00: Wir ratschen Ave Maria.

12:00: Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß, den jeder Christ beten muß.
Fallet nieder auf eure Knie und betet einen Vater Unser und drei Ave Maria.

13:00: Kreisratschen ("vor den Häusern einer Tortenspende")

17:00: Wir laden alle Christen ein, zur großen Auferstehungsfeier, entzündet froh des Lichtes Schein, entfacht am heiligen Osterfeuer. Lasst es in eurem Herzen brennen, vor aller Welt sollt ihr bekennen:" Der Heiland ist erstanden heut und bringt euch Freud und Seligkeit."

18:30: Wir ratschen zaum zum Gottesdienst!

Anschließend (18:30): Wir ratschen zim und zaum zur Feierweih, heier is goa bis wieder aufs Joha.


 

Der Englische Gruß ist seit dem Mittelalter die Bezeichnung für die Grußworte des Erzengels Gabriel, als er der Jungfrau Maria verkündete, dass sie Jesus Christus empfangen werde. Die Bezeichnung des Grußes ist von „Engel“ abgeleitet und hat mit der englischen Sprache nichts zu tun.

 

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d'Grea am Ostermontag in die Kellerrieden (seit den 1970er Jahren) - bei einer Jause mit bäuerlichen Schmankerl und mit Wein aus den Rieden um Patzmannsdorf:

Es gibt verschiedene Herleitungen des Emausgang in d'Grea:
Vielleicht hat dieser Brauch den Ursprung im biblischem Emmausgang, an dem die Jünger nach der Auferstehung nach Emmaus, einem Ort in der Nähe von Jerusalem, gingen und sich der Weg mit dem Auferstandenen Jesus kreuzte.
Richtig weinviertlerisch zelebriert gehen die Menschen in die, nach dem Winterschlaf, erwachende Natur - in Patzmannsdorf in die Kellerdörfer am Schloßberg und in die Trift oder in die Keller der "Ortsriad". Früher wurden die Mägde, Knechte und Tagelöhner an diesem Tag von den Bauern und Kellerbesitzern eingeladen und mit den Köstlichkeiten des Hofes bewirtet: Brot, Wein, Schinken und Eier. Heute sind die Familien und Freunde eingeladen um den Jungwein und die österlichen Leckerein zu genießen. Manchmal ziehen sie von einem Keller zum nächsten, um die verschiedenen neuen Weine zu verkosten ...

Das Osterei ist wohl das berühmteste Symbol des Osterfestes. Es wird bemalt und mit den unterschiedlichsten Materialien verziert. Doch woher kommt dieser Brauch? Am wahrscheinlichsten ist ein Zusammenhang mit der 40-tägigen Fastenzeit, die am Karsamstag endet. Während dieser Zeit waren Eier, Fleisch und Milchprodukte verboten. Natürlich legten die Hühner in dieser Zeit weiterhin Eier, leider sogar mehr als sonst. So herrschte auf diesem Gebiet ein Überschuss, so dass die Eier durch Kochen haltbarer gemacht wurden. Um sie von den frischen Eiern unterscheiden zu können, wurden sie zunächst rot gefärbt, im Laufe der Zeit wurden sie dann mehrfarbig und mit besonders kunstvollen Techniken bemalt.

 

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GMORIGEHN am 1. Mai - 9.00 Uhr Grenzbegehung: Um der Bevölkerung die Gmoa-Grenzn, die Gemeinde- und KG-Grenzen näher zu bringen wird alljährlich am Staatsfeiertag eine Grenzbegehung einer Katastralgemeinde veranstaltet.
Grenzbegehung

Ab 1890 wurde der 1. Mai von den Sozial-Demokraten in Wien und anderen Städten festlich begangen und 1919 als Staatsfeiertag eingeführt. Die Idee den 1. Mai als "Tag der Arbeit" zu feiern stammt aus Amerika! Dort beschloss eine Arbeitervereinigung 1888 einen sozialen Feiertag einzuführen. Mit dem Ruhetag wollten sie zudem demonstrieren, dass die Maschinen ohne sie still stehen würden ...

Auch die Waldgenossenschaft geht an diesem Tag alle paar Jahre entlang der Grenzen und markiert diese bei Bedarf neu.

 

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MAIBAUM - um den Maibaum, der am ersten Mai aufgestellt wird, spielten und spielen sich noch immer verschiedenste Bräuche bzw. Riten ab. Dazu gehören die Maibaumbeschaffung aus dem Wald, seine Entrindung, das Schmücken, Aufstellen und Bewachen, aber auch die sportlich-spielerische Entwendung oder Zerstörung des Maibaums einer Nachbargemeinde und die Feiern mit Freibier ...!

Baum beschaffen - verstecken - Loch graben - Baum aufstellen
Baum holen
Baum verstecken Loch graben Baum aufstellen

Nachweisbar sind solche Maibäume, mit glatter Maistange, schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts herumgestanden:-). Im 17. Jhdt. wurde der Maibaum verboten und erlangte erst im 19. Jhdt. wieder den Durchbruch. Der gerade Baum (Tanne, Fichte) soll das wiedererwachte Wachstum im Frühling symbolisieren (... ursprünglich eine Birke, da diese als erster Baum aus der Winterstarre erwacht).

Ein Maibaum wird in Patzmannsdorf von der Dorfjugend und einer von den Feuerwehrleuten zu Ehren des Feuerwehrkommandanten aufgestellt. Die Feuerwehrleute werden dann auf Kosten des Geehrten mit Speisen und Getränken versorgt. Seit einigen Jahren bekommt auch der Obmann des Beachvolleyballvereins einen Baum ...

Der Maibaum der Dorfjugend wurde früher zu Ehren der Wirtsleute aufgestellt und auch die ganze Nacht hindurch immer streng bewacht, da nach alter Tradition die jungen Männer der Nachbarorte versuchten, ihn zu entwenden, um ihn dann gegen Auslöse (Getränke, Speisen) zurückzugeben. Heutzutage wird er versteckt und kommt erst am Abend des 30. Aprils zum Vorschein.

Nach dem erfolgreichen Aufstellen des Maibaumes werden in der Nacht noch an den Toren und Türen von zahlungswilligen Patzmannsdorfern die sog. Maitaferl aufgehängt, die dann, wie der Maibaum, am 31. Mai wieder entfernt werden. Die Bezahlung erfolgt meist in Form einer Kiste Bier, die im Kaufhaus oder im Gasthaus gutgeschrieben wird.

Der Maisteig: Sprüche und auch Zeichnungen werden von herumstreunenden Jugendlichen in der Nacht zum 1. Mai mit Kalk auf die Strassen gemalt, manchmal auch von Haustür zu Haustür. Hierbei werden geheime Liebschaften öffentlich bekannt gemacht und manche andere Geheimnisse kommen dadurch ans Tageslicht.

Am 1. Mai sieht man auf einigen Straßen dann oft verwaschene und unleserliche weiße Spuren. Da hat dann jemand versucht, seinen Maisteig vor Tagesanbruch noch wegzuwaschen.

 


Die Maibäume der Jugend
und der Feuerwehr in Patzmannsdorf ...

Früher, vor Asphaltierung der Strassen, wurden mit Häcksel, Spreu oder Sägespänen die heimlichen Verbindungen offen gelegt. Von der taufeuchten klebrigen Strasse ließen sich diese Spuren nur schwer tilgen und somit war allen bekannt, was sich im Verborgenen abspielt.

 

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BITTTAG: Bittgang der Bauern für eine gute Ernte

 

Der Bittgang steht eng im Zusammenhang mit der Landwirtschaft. Die Menschen beten und singen für die Früchte der Erde und für das menschliche Schaffen. Angeführt von einem Kreuzträger wird auf die Äcker und Felder gezogen und der Segen erbeten. Der fünfte Sonntag nach Ostern und Sonntag vor Christi Himmelfahrt, hat seinen Namen nach diesem Bitttag (Rogate = Bittet)

Bittprozession zum Friedenskreuz am Schloßberg mit den alten Bittrufen - 10. Mai 2010

Bittprozession zum Triftkreuz - 26. Mai 2014

 

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PFINGSTKINI (Pfingstsonntag oder -montag nach der Messe ab ca. 10 Uhr)

Fotos 1939 bzw. 1950

Grüngestalten wie den "Pfingstkönig" gibt es von England und Frankreich, über die Schweiz und Deutschland bis nach Jugoslawien und Russland. Allein in Niederösterreich war der Pfingskönig in zwei Dutzend Orten bekannt. Die älteste Nachricht geht hier auf das Jahr 1555 zurück. Das Pfingskönigsspiel war ein Wettspiel um die besten Weideplätze und Heischebrauch. Der Hüter wurde mit Naturalien entlohnt, die er von den Dorfbewohnern einzusammeln hatte. Um dabei nicht erkannt zu werden, wurde sein Gesicht mit Ruß geschwärzt und er als ganzer in ein Laubkleid gesteckt. Weil er darin ganz unbeweglich war, musste man ihn zu zweit an einer Stange führen.

Als im 19. Jh. die Gemeinde-Weiden abkamen, starb auch der Brauch. 1872 dürfte dann dieser wunderschöne Brauch revitalisiert worden sein.

Heute ist in Patzmannsdorf ein Bub aus der letzten Hauptschulklasse der Pfingstkönig. Er ist verkleidet wie eine grüne Pyramide mit 3 Pfingstrosen am Kopf und wird auf seinem Rundgang durch den Ort an einem Holzstock von Buben und Mädchen, Trommlern und Sammlern begleitet. Der Rundgang dauert an die 2 Stunden und ist bei sommerlichen Temperaturen eine Qual für den Buben. In regelmäßigen Abständen bleibt der ganze Zug stehen und die Kinder drehen sich um den Pfingstkönig. Dabei singen sie:

"Wir reisen dahin, und reisen daher,
und bringen den grünen Pfingskönig daher,
auf grüner Au, auf grüner Au,
das ist bei uns zu Pfingsten der Brauch,
ein jeder soll Gott ehren auf seinem höchsten Thron,
Christus ist geboren, als Gottes einz´ger Sohn.
Maria so rein soll Jungfrau sein,
Maria so rein soll Jungfrau sein.
Juche, drei silberne Z´wanzger soll´n ah dabei sein.

Die Dorfbewohner geben den Kindern Geld, das sie sich am Ende teilen. Das Laubkleid wurde am Ende des Rundganges früher in den Bach geworfen - heute kommt es auf den Kompost bzw. die Biodeponie.

Pfingsten (griech. "pentekosté hemerá" = 50. Tag nach Ostern) ist, entsprechend seiner Bedeutung als Fest der Herabkunft des Hl. Geistes und des Gedenkens an das beginnende öffentliche Wirken der Kirche, Haupttermin für die Firmung, die neben ihrer religiösen Bedeutung ein weltliches Familienfest mit traditionellem Programm (Praterbesuch in Wien, ...) geworden ist. Der theologische Gehalt des Pfingstfests wurde früher in den katholischen Kirchen durch das Herabschweben einer geschnitzten Taube aus dem Kirchengewölbe ("Heiligengeistloch", "Heiligengeistschwingen") visualisiert.

Waren früher Lärmumzüge zu Pfingsten ("Pfingstschnalzen") allgemein verbreitet, so gilt heute vor allem in OÖ die Nacht auf den Pfingstmontag als "Bosheitsnacht" (Unruhnächte), in der die Burschen allerlei Unfug treiben. Das "Kranzelreiten" in Weitensfeld (Kärnten) und das "Kufenstechen" (slowen. "stehvanje") in verschiedenen Orten des Gailtals scheinen Reste adeliger Reiterspiele zu sein. In Niederösterreich, Patzmannsdorf und Arbesthal, kennt man den Umzug des "Pfingstkönigs". Dieser Brauch dürfte 1872 in Patzmannsdorf bzw. Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts in Arbesthal als Schul- und Kinderbrauch wieder eingeführt worden sein.

Pfingstkönig bzw. Pfingstkönigin in Ungarn:
Auch die Pfingstkönigswahl gehört zu den durch historische Quellen belegten Volksbräuchen. Bereits im 16. Jahrhundert bezeichnete man eine kurzfristige, vorübergehende Macht als „Pfingstkönigtum". Daraus kann man schließen, daß dieser Brauch in Ungarn noch früher bekannt war. Dokumente aus dem 16. bis 19. Jahrhundert berichten zumeist von Wettkämpfen. Der Sieger wurde dann zum Pfingstkönig ernannt. Nordungarische Synodenbeschlüsse aus dem 16. Jahrhundert verbieten öfter, daß nach altem Brauch am Pfingstsonntag getanzt und ein Pfingstkönig gewählt werde. Diese Beschlüsse zeigen, daß der Brauch sowohl bei den Ungarn als auch bei den Slowaken allgemein beliebt war.
In seiner Beschreibung des Csallököz aus dem Jahre 1736 berichtet der Geograph Mätyäs Bel, daß die Ungarn am zweiten Pfingsttag in das Dorf Szent Örzsebet (Heilige Elisabeth) pilgerten und hier - nach uraltem Brauch - einen König wählten. Der Name des Dorfes ist deshalb bemerkenswert, weil in den Pfingstliedern auch heute noch häufig die hl. Elisabeth erwähnt wird.
Mör Jökai, der größte romantische ungarische Romancier des 19. Jahrhunderts, schildert in seinem Roman Ein ungarischer Nabob die Pfmgstkönigswahl nach einem Pferderennen. Da die Zuschauer mit dem Sieger nicht einverstanden sind, wird danach ein wilder Stier gehetzt.
Die Pfingstkönigswahl der Szekler Jungen erfolgte nach Stangenziehen oder Gänsehalsreißen, aber auch nach allerhand anderen Geschicklichkeitswettbewerben.
In unserem Jahrhundert werden keine Wettkämpfe mehr für die Pfingstkönigswahl veranstaltet. Im westlichen Teil Transdanubiens schmückten sich noch vor einigen Jahrzehnten die , Burschen an den Pfingsttagen mit Laub und Zweigen. In Sopronhorpäcs nannte man den Brauch, den man auf die Türkenzeit zurückführte, „Umzug des Paschas".
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts kennt man auch eine andere Form dieses Brauchs. Die Dorfjugend wählte einen Pfingstkönig und eine Pfingstkönigin, die blumengeschmückt durch das Dorf zogen. Es gab auch Ortschaften, in denen Kleinkinder ein Pfingstkönigspaar wählten.
Auch heute veranstalten in Transdanubien die kleinen Mädchen noch einen Umzug mit einer Pfingstkönigin. Über den Kopf der kleinen Königin halten ihre Gefährtinnen ein Seidentuch, das sogenannte Zelt (Baldachin). Die Mädchen streuen Rosenblätter und gehen von Haus zu Haus, wobei sie ein Lied singen (Abb. 22). Die Pfingstkönigin verhält sich während des ganzen Umzugs stumm, sie darf nicht einmal lächeln, wenn die Hausleute mit ihr scherzen. Das magische Ziel des Ritus ist es, das Wachstum des Hanfs zu fördern. Die Mädchen heben die kleine Königin hoch und sagen: „So hoch möge der Hanf wachsen!" - Dann erhalten sie Geschenke.
Die historischen Beziehungen der verschiedenen Bräuche sind noch nicht geklärt. Die mitteleuropäische Form der Pfingstkönigswahl (mit Pferderennen oder anderen Geschicklichkeitswettkämpfen) ersetzte vermutlich einen heidnischen ungarischen Frühjahrsbrauch. Die Mongolen z. B. veranstalten auch heute noch in jedem Frühjahr ähnliche Pferderennen und Sportwettkämpfe für die jungen Burschen. Die in Transdanubien zu Pfingsten noch heute übliche Vermummung mit Laub könnte einst ein Regenzauber gewesen sein; in Westungarn wurde die alljährlich übliche Brunnenreinigung auch zu Pfingsten vorgenommen.
Die mit den Pfingstbräuchen verbundenen Lieder verdienen ebenfalls Beachtung, da in ihnen - wie bereits erwähnt - öfter der Name der hl. Elisabeth auftaucht. Das verbindende Glied dürfte vermutlich die Pfingstrose sein, denn in der Legende der Heiligen, die bereits als Kind ihre Heimat verließ, spielt - wie es aus der Wartburgsage allgemein bekannt ist - das Rosenwunder eine entscheidende Rolle. (Das Brot, das Elisabeth heimlich unter die Armen verteilen wollte, verwandelte sich vor den Augen ihres strengen Gemahls in Rosen.) Früher bestand vermutlich ein engerer Zusammenhang zwischen den Pfingstliedern, die heute mehrere Motive enthalten...

Pfingstkönigsingen in Patzmannsdorf (2008)

 

 

Pfingstkönigsingen in Patzmannsdorf (2013)

"Wir reisen dahin, und reisen daher,
und bringen den grünen Pfingskönig daher,
auf grüner Au, auf grüner Au,
das ist bei uns zu Pfingsten der Brauch,
ein jeder soll Gott ehren auf seinem höchsten Thron,
Christus ist geboren, als Gottes einz´ger Sohn.
Maria so rein soll Jungfrau sein,
Maria so rein soll Jungfrau sein.
Juche, und drei silberne Z´wanzger soll´n ah dabei sein."

 

Pfingstkini 2015